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03. Mai. 2023

„Gut zusammen leben in unserer Stadt – das ist meine Grundmaxime“

Geras Sozialplanung wirkt, Fortschreibung steht in den Startlöchern.

Fünf Hände, die einander festhalten

„Gut leben in unserer Stadt – das ist meine Grundmaxime.“ Sandra Wanzar, Dezernentin für Jugend und Soziales der Stadt Gera, beschreibt in neun Worten, was sie antreibt. In der täglichen Arbeit im sozialen Bereich mit Netzwerkpartnern, Trägern und Akteuren aus Politik und Wirtschaft ist das ihr Motto für das gesellschaftliche Zusammenleben in der Stadt Gera. Mit dem Sozialplan 2018 bis 2023 wurde unter ihrer Federführung der Grundstein gelegt, mit definierten Maßnahmen konkrete Zielstellungen in unterschiedlichen Lebensbereichen zu fokussieren und verbindlich festzulegen.

Mit der Fortschreibung des Sozialplans ab 2024 wurden die Erfolge aus den vergangenen fünf Jahren analysiert, noch nicht erreichtes evaluiert und weitere Schwerpunkte aufgenommen. Trotz einer Phase von multiplen Krisen und der zum Teil folgenschweren Nachwirkungen der Corona-Pandemie auf die kommunale Gesellschaft und das gemeinsame städtische Zusammenleben in den vergangenen drei Jahren konnten zahlreiche Verbesserungen insbesondere in der sozialen Infrastruktur geschaffen werden. Diese dürfen weiterhin nicht aus dem Auge verloren werden. Im Rahmen der Fortschreibung des Sozialplans, der noch vor der Sommerpause den Mitgliedern des Stadtrats zur Beschlussfassung vorgelegt werden soll, müssen die Bedarfe der Bevölkerung weiter aufgearbeitet und an die künftigen Herausforderungen angepasst werden.

Familienbefragung zeigt: 90% bewerten Gera als familienfreundlich

Die Beteiligung der Bevölkerung fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der repräsentativen Familienbefragung 2020. Rund 2.600 Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gera, von zirka 10.000 angeschriebenen Haushalten nahmen an der schriftlichen Befragung teil. Die Teilnehmenden wurden durch eine Zufallsstichprobe unter allen Personen ab 18 Jahre mit Hauptwohnsitz in der Stadt Gera ausgewählt. Die Auswertung der 31 Fragen zeigte sehr klare Ergebnisse und bildet eine optimale Grundlage für fundierte Handlungsstrategien.

So konnte festgehalten werden: Mehr als 80% der Befragten waren mit ihrer eigenen Wohnsituation zufrieden und begründeten dies insbesondere mit der Natur, der Familie und den Freunden in der Region, mit dem bezahlbaren Wohnraum sowie der guten Verkehrsinfrastruktur. Hier lagen die Zustimmungswerte durchgehend zwischen 87% und 90%. Die Stadt Gera wurde von 90% der Befragten als familienfreundlich eingeschätzt. In diesem Zusammenhang gab etwa die Hälfte an, Familie und Beruf bereits gut in Einklang bringen zu können.

Brücken zwischen Generationen

Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in einer Zertifizierung der Stadt wieder. Nach erfolgreicher Auditierung hatte Gera das Grundzertifikat „Familiengerechte Kommune“ bis Juni 2018 erworben. Dies konnte im Folgejahr durch das Aufbau-Zertifikat bestätig werden. Die etablierte Anlaufstelle „Service.GEneRAtionen“ in der Geraer Innenstadt, die Erweiterung der Betreuungskapazitäten in Kindertagesstätten, aber auch viele soziale Angebote für Kinder, Jugendliche und deren Eltern in den Planungsräumen Gera-Lusan, Bieblach/Tinz und der Innenstadt führte zusätzlich zur Sicherung des Zertifikates.

Mit dieser Auszeichnung erhält die Stadt Gera die Wertschätzung, die Sie verdient, denn: „In Gera ist vieles in Bewegung. Das generationsübergreifende und familäre Miteinander wird gefördert und ausgebaut. Es freut uns sehr, dass die Angebote auch so gut von der Bevölkerung angenommen werden“, zieht Sandra Wanzar eine zufriedene Bilanz. Das Zusammenleben von Jung und Alt wurde insbesondere durch gezielte Informationsveranstaltungen sowie die Stärkung des Jugendrates vorangetrieben. Durch Zuwendungen aus dem Landesprogramm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“ konnten Thüringer Eltern-Kind-Zentren in der Stadt erhalten und gestärkt werden. Insgesamt sind vier Kindertageseinrichtungen in Gera als ein solches etabliert. Ebenfalls wurde durch die Etablierung einer Geraer Kinder- und Jugendbeauftragten die Interessen von Kindern und Jugendlichen deutlich gestärkt.

Gleiches gilt auch für die Stärkung der Interessen von Menschen mit Behinderungen – hierzu wurde ein Beirat für Menschen mit Behinderungen im Jahr 2022 etabliert. Im Bereich der Pflege – als einen der wichtigsten im Zusammenhang mit der demografischen Struktur unserer Bevölkerung in Gera – wurden ebenfalls zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dies führt wiederrum zur Entlastung von Familien und baut Brücken zwischen den Generationen. „Mit dem Pflegebericht der Stadt Gera wurden notwendige Rahmenbedingungen für neue und innovative Pflegeangebote eruiert, um daraus geeignete Ziele abzuleiten. Hierbei werden vor allem die Vernetzung von Akteuren der Geraer Pflegeinfrastruktur fortlaufend ausgebaut und Synergieeffekte geschaffen. Am 21. Juli 2021 fand der erste „Fachtag Pflege – Die Zukunft von Pflegestrukturen in der Stadt Gera“ statt. Dieser Fachtag bildete die ersten Schritte zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Pflegedienstleistern und Kommunalverwaltung“, fasst Geras Sozialdezernentin zusammen.

Frühzeitige Inklusion als Schlüssel gesellschaftlichen Miteinanders

Die Entwicklung einer Inklusionsstrategie sowie die Förderung von positiven Rahmenbedingungen konnten teilweise erfolgen. Im Rahmen der Schulnetzplanung 2022/23 – 2026/27 wurden Ausführungen zur schulischen Integration durch den Geraer Stadtrat im Dezember 2021 beschlossen. Im Jahr 2018 fand eine Informationsveranstaltung zum Thema „Inklusive Schule“ statt und die Grundschule „Am Bieblacher Hang“ führt mit dem Schuljahr 2022/2023 das Modellprojekt „Inklusive Schule“ in Kooperation mit der DO Diakonie Ostthüringen sowie dem Jugendamt durch. Ebenfalls gab es einen regelmäßigen Austausch im Ausschuss für Bildung des Geraer Stadtrates zu organisatorischen Rahmenbedingungen für die inklusive Bildung an Schulen. Auch der Umbau bzw. die Sanierung von Kindertageseinrichtungen und Schulen zur Herstellung von Barrierefreiheit erfolgt fortlaufend.

Wichtige Schritte für ein gesundes Gera

Die Entwicklung von präventiven und gesundheitsfördernden Bildungs- und Informationskonzepten ist in den vergangenen Jahren gelungen. Über die Stellen „Koordinator/in Gesundheitsförderung“ sowie „Sucht- und Psychiatriekoordination“ in der Stadtverwaltung Gera wurden bereits in den vergangenen zwei Jahren Informations- und Beteiligungsveranstaltungen durchgeführt. Auch das Netzwerk „Gesunde Kommune“ tagt regelmäßig, um Erfahrungen und Angebote auszutauschen. Zudem konnte die Arbeitsgruppe „Prävention“ eingeführt werden, mit dem Ziel anhand der Präventionskette gesundheitsfördernde Angebote zu etablieren.

Neben der Arbeit des Geraer Netzwerks „Gesunde Kommune“ wurde im vergangenen Jahr die Gesundheitspartnerschaft zwischen der AOK Plus und der Stadt Gera weiter intensiviert. Schwerpunkt ist dabei die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Wichtige Themen wie Gesundheitsförderung und Prävention in Kindertagesstätten, beim Übergang in die Grundschule, die Fortschreibung des Präventionskatalogs sowie Austausch- und Gesprächsformate wurden langfristig festgelegt. Am 14. September 2022 fand die Auftaktveranstaltung zur Umsetzung des Programms AGATHE statt, das in Gera von der OTEGAU mbH gestaltet wird. Das vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie geförderte Programm richtet sich an ältere Menschen, die alleine in ihrem Haushalt leben. Betroffene können sich dabei von Fachkräften zur besseren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beraten lassen.

Hintergrund

Der Prozess der Integrierten Kommunalen Sozialplanung begann mit der Arbeit am Integrierten Stadtentwicklungskonzept ISEK Gera2030, setzte sich im Audit Familiengerechte Kommune fort und wird fortlaufend mit verschiedenen Fachplanungen untersetzt.

Diese Sozialplanung beschäftigt sich einerseits mit Maßnahmen und Zielsetzungen für die gesamte Stadt und nimmt andererseits auch einzelne Planungsräume bzw. Sozialräume in den Fokus. Geras Stadt- und Ortsteile sind sehr heterogen. Unterschiedliche soziale Gruppen und Kulturen konzentrieren sich unterschiedlich stark in den Sozialräumen der Stadt und haben differenzierte Bedarfe, die es in der Sozialplanung zu berücksichtigen gilt. Im Unterschied zu eindeutig definierten und abgegrenzten Planungsräumen werden Sozialräume von der individuellen Wahrnehmung und Interpretation räumlicher Gegebenheiten in Bezug auf das Zusammenleben der Menschen bestimmt.

In diesem Sinne diente die Sozialplanung 2018-2023 als wichtiges Instrument zur Steuerung sozialpolitischer Entwicklungen im Gesamtkontext der Sozialstatistik und der Bevölkerungsentwicklung mit entsprechenden Prognosen für die „Integrierte Kommunale Sozialplanung 2024 – 2028 der Stadt Gera“.