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27. Mai. 2025

Dr. Moritz Rudolph Ferber (1805-1875) – Ein Mineraliensammler, Industrieller, und Wohltäter aus Gera

Eintägige Sonderausstellung am 14. Juni 2025 im Museum für Naturkunde Gera

. © Stadt Gera
Ferberit-Kristalle aus der Tazna Mine im Berg Cerro Tazna, Provinz Nor Chichas, Potosí Department, Bolivien

Vor 150 Jahren verstarb der Geraer Bürger und Hobby-Mineraloge Dr. Moritz Rudolph Ferber. Vor 220 Jahren wurde er geboren. Durch seine wirtschaftlichen Aktivitäten als Unternehmer, durch sein wohltätiges Wirken und die Leidenschaft, Mineralien zu sammeln, machte er sich über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus einen Namen. Das nach ihm benannte Mineral FERBERIT kündet nach wie vor weltweit von ihm. Am 14. Juni 2025 kann es im Rahmen des „Mineralientreffs im Juni“ im Museum für Naturkunde Gera betrachtet werden.

Eine abwechslungsreiche Biografie

Moritz Rudolph Ferber wurde 1805 in Gera geboren. Sein Vater Johann Christian Ferber hatte sich 1804 bereits dort niedergelassen und geheiratet. Im Alter von 7 Jahren verließ Moritz Rudolf sein Elternhaus für einige Jahre, weil er beim Dorfpfarrer Hempel in Tegkwitz bei Altenburg in Pension gegeben wurde. Erst mit 12 Jahren kehrte er nach Gera zurück und besuchte die Privatschule von Dr. Armin Heinrich Großschopf. 1819 begann er eine Lehre im Colonialwarengeschäft seines Onkels Friedrich August Ferber in Naumburg, die anschließend in Hamburg fortgesetzt wurde. Während des nachfolgenden dreijährigen Italienaufenthalts von 1824 bis 1827 erlangte er umfangreiche Erkenntnisse zum internationalen Warenverkehr. Als Moritz Rudolph Ferber 1828 nach Gera zurückkehrte, heiratete er nicht nur, sondern widmete sich vor allem als technischer Leiter dem Aufschwung der Textilfirma Morand & Co., deren Teilhaber sein Vater seit 1810 war. Seine erste Ehe, aus der 7 Kinder hervorgingen, endete bereits 1841 durch den Tod der Gattin. Aus seiner zweiten Ehe ging ein weiteres Kind hervor. Schon 1842 kaufte er das Doppelhaus in der damaligen Weidaer Gasse 37-39 in Gera („Ferbersches Haus“ in der heutigen Greizer Straße). Moritz Rudolph Ferber war als Unternehmer sehr erfolgreich und dementsprechend vermögend. Er vergrößerte die Firma erheblich und ließ in ihr 1833 die erste Dampfmaschine aufstellen. Nachdem er das Unternehmen 1858 übernommen hatte, ließ er eine große mechanische Weberei nach dem damals neuesten englischen System einführen. Zu Spitzenzeiten beschäftigte das Unternehmen über 70 Beamte und 1000 Arbeiter und „vertrieb erstklassige Damenkleider- und Konfektionsstoffe, die im eigenen Betrieb gewebt und appretiert wurden, nach allen fünf Erdteilen“. Besonders populär war Ferbers großes wohltätiges Engagement wie z. B. seine sagenhaften Weihnachtsbescherungen für über 70 Gäste, regelmäßige Spenden für milde und gemeinnützige Zwecke, Mitwirken im gemeinnützigen Bauverein und 1874/1875 die Errichtung des Ferberturms für 15.775 Mark als Geschenk an die Stadt Gera. 1875 verstarb Dr. Moritz Rudolph Ferber noch vor der Eröffnung des Turms.

Leidenschaftlicher Mineraliensammler

Im Laufe seines Lebens trug der begeisterte Mineraliensammler Ferber eine der damals größten privaten Mineraliensammlungen Europas zusammen. Spätestens begonnen hatte sein Interesse während seines Aufenthalts in Neapel (Italien) von 1824 bis 1827. Im Gebiet des Vesuv-Massivs sammelte er erhebliche Menge von Mineralien – als Grundstock für seine Sammlung und als Tauschware gegen andere Mineralien. Durch intensives Literaturstudium konnte er seine Sammlung nach aktuellem wissenschaftlichen Stand aufbauen und hatte einen systematischen Überblick über die zahlreichen damals bekannten Mineralarten. Seine Sammlung vergrößerte sich durch Schenkungen von Gästen und Familienmitgliedern, aber auch durch „Einkäufe“ bei Mineralienhändlern dank ausreichender finanzieller Mittel. Durch seine zahlreichen Kontakte zu den geowissenschaftlichen Größen seiner Zeit und entsprechende Besucher in Gera erlangte er exklusive mineralogische „Neuigkeiten“ für seine Sammlung. Moritz Rudolph Ferbers Sohn Johann Hermann arbeite über Jahre als Bergingenieur in Spanien und Chile und versäumte es nicht, seinem Vater viele Mineralproben nach Gera zu senden. So erreichte die Sammlung eine Stückzahl von über 10.000 Mineralien und das, obwohl er schlechtere Stücke aussortierte, wenn er ein besseres erlangte. So konzentrierte sich in der Sammlung eine Vielzahl von Einzelstücken mit hervorragender Qualität. Außerdem sind seine sorgfältigen Beschreibungen auf den Etiketten bemerkenswert. Insbesondere für Ferbers Zeit war auch die Vielfalt der weltweiten Fundorte samt zahlreicher Typlokalitäten herausragend. Ferbers grandiose Sammlung zog immer wieder namenhafte Gäste aus dem In- und Ausland an, die seine Sammlung besichtigten. Darüber hinaus hielt Ferber auch öffentliche Fachvorträge zu geowissenschaftlichen Themen. 1871 wurde Ferber sogar 7. Präsident der „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ und damit auch ein Nachfolger von Johann Wolfgang von Goethe (3. Präsident). 1873 erhielt Ferber in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit von der Universität Jena die Ehrendoktorwürde. Zwischen 1866 und 1869 erfasste Ferber seine Sammlung detailliert in extra angefertigten Glanzlederfolianten. Nach seinem Tod erhielt seine Tochter aus 2. Ehe, Johanna Louise Bauer, die Sammlung und bewahrte sie in der Villa Bauer in der Geraer Ebelingstraße sorgfältig auf. Seit 1950 ist die Sammlung im Besitz der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In Gera sind nur Mineralien verblieben, die Dr. Moritz Rudolph Ferber und auch sein Sohn Walther Ferber zu Lebzeiten der „alten Mineraliensammlung des Fürstlichen Gymnasiums Rutheneum“ geschenkt hatten.

Ferberit – Ein Mineral benannt nach Dr. Moritz Rudolph Ferber

Dr. Moritz Rudolph Ferbers Sohn Johann Hermann Ferber schickte seinem Vater regelmäßig Mineralproben von Orten in Spanien und Chile, wo er als Bergingenieur tätig war. Darunter befanden sich auch wiederholt noch unbekannte Mineralien. Aus der Sierra Almagrera, einer Bergkette in der südspanischen Provinz Almería (Andalusien), gelangten so auch Probestücke eines auffälligen Wolframits nach Gera. Der Geraer Gymnasialprofessor Karl Theodor Liebe (1828-1894) und der Freiberger Mineralogieprofessor Dr. Johann Friedrich August Breithaupt (1791-1873) gelangten durch ausführliche Untersuchungen des Materials zum Ergebnis, dass es sich um ein neues, bis dahin nicht beschriebenes Mineral handelte. Zu Ehren ihres Freundes Moritz Rudolph Ferber wurde es 1863 Ferberit genannt. Es hat die chemische Formel Fe2+WO4 und ist demzufolge ein Eisenwolframat. Es kristallisiert monoklin und seine Härte beträgt 4 bis 4,5. Ferberit ist das ideale Endglied einer Mischkristallreihe, in der das Eisen (Fe) auch von Mangan (Mn) ersetzt werden kann. Dominiert Eisen gegenüber dem Mangan, dann spricht man von Ferberit. Dominiert das Mangan gegenüber dem Eisen, dann spricht man vom idealen Endglied der Mischkristallreihe Hübnerit MnWO4. Sind Eisen und Mangan im gleichen Mischungsverhältnis vorhanden, dann spricht man von Wolframit – einem Mischkristall aus Ferberit und Hübnerit. Wolframit ist kein eigenständiges Mineral. Weil man Ferberit und Hübnerit jedoch kaum optisch, sondern nur durch chemische Untersuchungen unterscheiden kann, wird in Sammlungen und Ausstellungen oft die Bezeichnung Wolframit verwendet. 

Eintägige Sonderausstellung am 14. Juni 2025

Aus Anlass des Doppel-Jubiläums zeigt das Museum für Naturkunde Gera am Samstag, dem 14. Juni 2025 von 10.00 bis 17.00 Uhr als Höhepunkt des „Mineralientreffs im Juni“ exklusiv eine Sonderschau mit über 30 Exemplaren von Ferberit, Hübnerit und Wolframit. Die attraktiven Mineralstufen stammen aus China, Kasachstan, Peru, Portugal, Rumänien, Südkorea, den USA und aus Sachsen in Deutschland. Darüber hinaus erwarten die Besucher und Besucherinnen an diesem Tag von 10.00 bis 15.00 Uhr im Hof des Museums zahlreiche Mitglieder der „Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde“ mit einem breiten Angebot von Mineralien und Fossilien, die erworben werden können. Außerdem können Mineralien zur Begutachtung und Bestimmung mitgebracht werden.

. © Dr. Moritz Rudolph Ferber
. © Stadt Gera
Das Ferbersche Haus in Gera – Hier zog Dr. Moritz Rudolph Ferber 1842 ein.