Frauen und Männer in Gera können Spuren von Gewalt kostenfrei vertraulich sichern lassen für drei Jahre - unabhängig von Erstattung einer Anzeige
Geras Gleichstellungsbeauftragte rät Opfern von Gewalt, die anonyme Spurensicherung in Betracht zu ziehen.

Denn es sind einerseits Spuren gerichtsfest gesichert und es bleibt andererseits genügend Zeit, um über Ja oder Nein zur Anzeige nachzudenken, was ein wohlüberlegter Schritt auch sein sollte. Denn Anzeigen, Trennungsabsichten und ähnliche Entwicklungen nach Gewalttaten können zu noch mehr Gewalt und höchsten Risiken für die Opfer führen.
„Der Freistaat Thüringen hat die Uniklinik Jena beauftragt, flächendeckend Thüringen zu versorgen und in weiteren Regionen lokale Anlaufstellen zu binden. Wer Spuren vertraulich sichern lassen möchte, wendet sich an das Institut für Gerichtsmedizin in Jena. Dort werden die Spuren anonymisiert für drei Jahre archiviert. So lange bleibt Gewaltopfern Zeit, über das Heranziehen der Spuren nachzudenken, es gibt keine Verpflichtungen, die Spuren nutzen zu müssen“, so die Gleichstellungsbeauftragte Catrin Heinrich.
Sie hält es jetzt für wichtig, die vertrauliche Spurensicherung in der Bevölkerung bekannt zu machen. Denn nur, wer um das Angebot weiß, kann es auch nutzen. Sie bittet Freunde, Familie, Bekannte von Gewaltopfern, hier zu unterstützen und Betroffene zu sensibilisieren, damit Spuren gerichtsfest vorliegen, die nicht von einem Richter oder einem gegnerischen Anwalt für ungültig erklärt werden können.
Spuren können vertraulich gesichert werden bei durch andere an einer Person verübte Gesundheitsschäden, bei Folgen von Misshandlung, sexuellem Missbrauch oder Übergriff, bei sexueller Nötigung oder Vergewaltigung. In der Rechtsmedizin der Uniklinik Jena untersuchen qualifizierte Ärztinnen und Ärzte die Betroffenen, nehmen Proben, dokumentieren und archivieren. Betroffene wenden sich telefonisch an die Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Jena (UKJ): 03641 – 939 71 97. Dort wird der jeweilige Untersuchungsort geklärt. Finanziert wird die Spurensicherung über die Krankenkassen und der Freistaat Thüringen trägt die über den Krankenkassenbeitrag hinausgehenden Kosten.
Um die vertrauliche Spurensicherung ging es kürzlich zum Treffen des Geraer Netzwerkes gegen häusliche Gewalt. Die Mitglieder tauschten sich aus mit Dr. Barbara Mihatsch, Oberärztin im SRH-Waldklinikum Gera, und Tobias Fischer, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin Gera-Zwickau. In beiden Einrichtungen werden Spuren gesichert für Ermittlungsverfahren. Das Geraer Netzwerk sowie die beiden Mediziner wollen sich noch in diesem Jahr mit Vertretern der vertraulichen Spurensicherung am UKJ vertiefend austauschen, um hier in Gera Betroffene noch besser beraten und eventuell auch Hilfen verbessern zu können.
Mehr Informationen zur vertraulichen Spurensicherung und zum Netzwerk:
