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12. Dez. 2025

Objekt des Monats: Mantis religiosa - Die Europäische Gottesanbeterin

Entdecken Sie wieder ein besonderes Ausstellungsstück unserer städtischen Museen

Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), Frankreich, Ufer der Seine, August 1969. Sammlung Malte Jänicke. © Stadt Gera / Museum für Naturkunde (Fotograf: Dr. Andreas Gerth)
Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa), Frankreich, Ufer der Seine, August 1969. Sammlung Malte Jänicke

Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) zählt zur Familie der Fangschrecken (Mantidae) und ist ein auffälliges Insekt mit großem, dreieckigem Kopf und charakteristisch vor dem Körper „betend“ gehaltenen Fangbeinen, die der Art ihren Namen geben. Die Gottesanbeterin lebt räuberisch und erbeutet vor allem andere Insekten und Spinnentiere. Ihre Tarnung in Grasfluren und ihre schnelle Fangtechnik machen sie zu einer sehr geschickten Jägerin. Auffällig ist auch ihr Verhalten nach der Paarung: Oft wird das Männchen vom Weibchen gefressen; es herrscht ein sogenannter sexueller Kannibalismus.

In den entomologischen Magazinbeständen des Museums für Naturkunde Gera befinden sich einzelne Belege von Mantis religiosa aus verschiedenen Ländern, darunter Ungarn (Sammlung Karl Breinl, † 2010), Bulgarien (Sammlung Rudi Damm, † 2024) sowie Frankreich, Spanien, Griechenland, Italien, Ukraine und Nigeria (Sammlung Malte Jänicke). Ursprünglich war die Art vor allem in den wärmeren Regionen Europas beheimatet, was sich auch in den alten Sammlungsbeständen deutlich widerspiegelt.

Die Europäische Gottesanbeterin breitet sich als „Klimagewinnerin“ infolge des Klimawandels zunehmend weiter nach Norden aus, wird jedoch aktuell nicht als invasiv betrachtet, da sie bislang keine negativen Auswirkungen auf heimische Arten oder Ökosysteme zeigt. Nachdem die Art in Deutschland ursprünglich vor allem im Südwesten verbreitet war, sind seit wenigen Jahren auch Vorkommen in Thüringen bekannt; unter anderem bei Jena, am Kyffhäuser, an der Hainleite bei Sondershausen, am Rand der Unstrut-Niederung bei Roßleben, an der Finne bei Rastenberg, im Werratal bei Wasungen und im Thüringer Becken bei Kölleda und bei Falkenhain im Altenburger Land. Mit dem Fund in Gera/Aga wurde ein weiterer Nachweis für unsere Region dokumentiert, der durch Maximilian Schweiger von der Unteren Naturschutzbehörde in Gera bestätigt werden konnte. Der Fund schließt eine Verbreitungslücke zwischen dem mittleren Saaletal und dem Altenburger Raum und stellt daher eine erwartbare Ergänzung der bisherigen Nachweise in Thüringen dar. Mantis religiosa steht in Deutschland und damit auch in Thüringen unter besonderem Schutz.

Das Tier fasziniert auch Schülerinnen und Schüler des Zabel- Gymnasiums in Gera: Im Oktober 2025 begann eine Seminarfacharbeit mit dem Thema „Die Lebensweise der europäischen Gottesanbeterin und ihre Auswirkungen auf Kinder im Biologieunterricht.“. Begleitet wird das Projekt von der Zoologin Dr. Susan Schweiger vom Museum für Naturkunde Gera.