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Denkmalschutz

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals findet seit 1993 jährlich im September statt und wird von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Er ist der deutsche Beitrag zu den European Heritage Days, einer Initiative des Europarats. An diesem Aktionstag können auch Kulturdenkmale, die üblicherweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, besucht werden. Damit soll auf die reiche Denkmallandschaft Deutschlands und die wertvolle Arbeit des Denkmalschutzes aufmerksam gemacht werden. In diesem Sinne öffnen auch in Gera jedes Jahr im September zahlreiche Kulturschätze ihre Pforten.

Campus Rutheneum in der Geraer Innenstadt
Der Campus Rutheneum ist ein Besuchermagnet beim Tag des offenen Denkmals

Tag des offenen Denkmals 2022

Einmal im Jahr kann Geras Baukultur auf besondere Weise erlebt werden. Zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals wird im Rahmen von Führungen und Rundgängen in vorwiegend nicht öffentlich zugänglichen Baudenkmälern die Vielfältigkeit der Geraer Denkmallandschaft greifbar. Eigentümer, Denkmalpfleger und Architekten, die sich aktiv für den Erhalt denkmalgeschützter Bauten engagieren, stellen Gebäude, ihre Baugeschichte und aktuelle Projekte vor.

Anlässlich des 30. Jubiläums des Thüringer Denkmalschutzgesetzes hat die untere Denkmalschutzbehörde Geras ein interessantes und anspruchsvolles Programm für den diesjährigen Aktionstag entwickelt. Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ werden im gesamten Stadtgebiet zwischen 11 und 17 Uhr hochkarätige Kulturdenkmale geöffnet, die Interessierten einen Eindruck von der reichen Bau- und Architekturgeschichte Geras aus rund acht Jahrhunderten vermitteln. Gleichzeitig lädt das Motto dazu ein, sich auf Spurensuche zu begeben: Welche Geschichten erzählen die Denkmäler? Welche Spuren hat menschliches Handeln über die Jahrhunderte hinweg hinterlassen?

Architektonische Kulturspuren ziehen sich durch Gera. Dazu gehören etwa die Industriellenvillen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Ein Musterbeispiel für die Villenkultur in der Stadt ist die Villa Hirsch, in der 11 Uhr der Aktionstag eröffnet wird. Sie entstand zwischen 1894 und 1902 für die Familie von Georg Hirsch. Ihre aufwendigen Tür- und Wandverkleidungen mit goldenen Rokoko-Stuckformen, Einbauschränke mit Safes sowie Lampen und Wandmalereien sind bis heute erhalten. Zu besichtigen ist auch die Villa Voß, die bereits 1873 nach Plänen des Architekten Ferdinand Luthmer für den Bauunternehmer und Rittergutsbesitzer Georg Voß errichtet wurde und zu den frühesten Zeugnissen großbürgerlich geprägter Bauten in Gera gehört. Bautyp und Architektur gehen auf die italienischen Renaissance-Palazzi zurück. Dabei waren sowohl Grundriss als auch Gestaltungskonzept der Villa beispielgebend für den gründerzeitlichen Villenbau in Gera. Am Aktionstag stehen den Besucherinnen und Besuchern die opulente zweigeschossige Halle mit Atrium und im Untergeschoss die Gewölberäume des ehemaligen Weinkellers offen. Fabrikant Hermann Günther ließ sich 1894 ein villenartiges Landhaus als Jagdschloss und Sommersitz in Zeulsdorf errichten. Das „Landhaus Günther“ wurde nach 1945 unter anderem als erste Landesjugendschule der FDJ Thüringen und Jugendherberge genutzt. Im Jahr 1997 fanden erste Instandsetzungen statt. Stuckdecken, Stuckverzierungen über den Treppenhausfenstern sowie die reich geschnitzte Treppenanlage und Innentüren sind erhalten geblieben. Die große Anlage wurde parkähnlich gestaltet. Heute wird das Landhaus für mehrere medizinische Therapien genutzt. Außerdem sind der Garten und das Café des Hauses Schulenburg geöffnet. Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex wurde von 1913 bis 1915 als Wohnhaus im Auftrag des Textilfabrikanten Paul Schulenburg errichtet und gehört zu den wichtigsten als Gesamtkunstwerk konzipierten und erhaltenen Bauwerken des Architekten, Gestalters und Theoretikers Henry van de Velde. Der von der Malerei kommende Belgier gilt als Wegbereiter des Bauhauses. Das Hauptgebäude beherbergt ein Privatmuseum mit Möbeln, Textilien, Entwürfen und Publikationen des Künstlers. Die Besichtigung des Gebäudes und der Ausstellungen ist auch am Aktionstag gebührenpflichtig.

Haus Schulenburg

Auf Schloss Osterstein kann der Bergfried auf dem Hainberg erklommen werden. Die Anstrengung lohnt sich, denn der Aussichtspunkt inmitten des Stadtwaldes bietet einen weiten Blick über Gera. Der Turm gehörte ursprünglich zu einer mittelalterlichen Burganlage der Vögte von Weida und war Bestandteil des späteren Residenzschlosses des Fürstenhauses Reuß jüngerer Linie.

Im Stadtteil Untermhaus steht am Gries 5 ein besonderes Fachwerkhaus, das vermutlich um 1606 erbaut wurde und aufgrund seines historischen Treppenturmes als kulturelle Kostbarkeit gilt. Es ist das älteste bislang nachweisbare Haus in Alt-Untermhaus und gehört zu den letzten Objekten des ehemaligen slawischen Rundlings, der ursprünglichen Bebauung der Gemeinde Gries. Darüber hinaus ist es eines der wenigen, wenn auch nur teilweise erhaltenen Umgebindehäuser der Stadt, das Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbindet. Heute steht es Touristen und Gästen als Ferienhaus zur Verfügung, durch das der Eigentümer am Aktionstag persönlich führt.

Die „Große Kirchstraße“ in Geras Altstadt galt zusammen mit der „Kleinen Kirchstraße" bis zum 19. Jahrhundert als eine der Hauptgeschäftsstraßen. Durch die Nähe zum Markt entstanden hier nach dem Stadtbrand 1780 die Wohn- und Geschäftshäuser der wohlhabenden Handels- und Kaufmannsfamilien. Das Gebäude in der Großen Kirchstraße 4 gehört zu den noch weitgehend unverändert erhaltenen Barockbauten der Stadt und kann besichtigt werden.

Zu besichtigen ist auch St. Petri, eine der ältesten Kirchen Geras, die im späten 12. Jahrhundert entstand. Sie befindet sich in Dorna. Umfangreiche Bautätigkeiten fanden in den Jahren 1456 und 1500 statt. Um 1700 erhöhte man den Turm und setzte ihm eine barocke Haube auf. Im Turmerdgeschoss erfolgte 1786 die Einfügung einer Sakristei mit rippenlosen Kreuzgratgewölbe. 1889 wurden die Emporen eingebaut und umfassende Instandsetzungsarbeiten im zeittypischen historischen Baustil durchgeführt. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten der letzten Jahre sind mittlerweile abgeschlossen. Am Aktionstag finden halbstündlich Führungen durch das Gebäude statt.

Die Dorfkirche Söllmnitz entstand in der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert mit Elementen des spätgotischen Baustils. Bauliche Veränderungen erfolgten zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert. Derzeit wird das Kircheninnere saniert. Ohne Putz an den Wänden bietet sich ein besonderer Einblick in den Bestand des Natursteinmauerwerks. Ein kleines Kulturprogramm beginnt 15 Uhr mit einem Chorkonzert der Chorvereinigung Cantabile e. V. Im Anschluss um 16 Uhr wird eine Führung zur Kirchengeschichte und zur Sanierung angeboten.

Eröffnung am 11. September 2022

Bundesweit koordiniert durch die

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Untere Denkmalschutzbehörde

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Tel.0365 838 - 4960
Fax0365 838 - 4905
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