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Ausstellungsarchiv

Mahnen und Gedenken

Wilhelm Rudolph: Schloss und Hofkirche, Feder in Schwarz, 1947/49, Detail
Wilhelm Rudolph: Schloss und Hofkirche, Feder in Schwarz, 1947/49, Detail

Mit der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 fand vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg in Europa seinen Schlusspunkt. Dieser Jahrestag ist Anlass, mit einer Sonderausstellung des Endes der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu gedenken. Aus dem eigenen Sammlungsbestand werden 22 Zeichnungen und Druckgraphiken von zehn Künstlern gezeigt. In diesen Arbeiten werden Angst und Leid der Zivilbevölkerung, die Grausamkeiten der Konzentrationslager und die Zerstörungen der Städte thematisiert.
Im Unterschied zum Ersten Weltkrieg fand der Zweite Weltkrieg in der Bildenden Kunst deutlich geringeren Niederschlag. Einer der wenigen, die inmitten des Krieges dessen Folgen festhielten, war Wilhelm Rudolph. In dem Werkkomplex Das zerstörte Dresden, der mehrere hundert Zeichnungen, Aquarelle, Lithographien und Holzschnitte umfasst, hielt er die Verwüstung seiner Heimatstadt aufs Eindringlichste fest. In Hinblick auf Umfang und Intensität seiner Trümmerbilder war Rudolph sicherlich einzigartig, jedoch gab es auch in anderen Städten Künstler, die die Zerstörungen ihrer Heimat im Bild festhielten. In Gera waren es Rudolf G. Werner und Rudolph Schäfer.
In der DDR war Antifaschismus Staatsdoktrin. Dementsprechend wurde der antifaschistische Widerstand in den verschiedenen Kunstgattungen thematisiert. So blieb dieses Thema auch nach der unmittelbaren Nachkriegszeit stets gegenwärtig. In der BRD kam es erst spät zu einer gesellschaftlichen Aufarbeitung des Nationalsozialismus, zudem war die ungegenständliche Malweise, die nach dem Krieg in der Bundesrepublik vorherrschte, solchen Sujets nicht förderlich.

Dennoch gab es auch dort Künstler, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzten, wie zum Beispiel Otto Dix oder HAP Grieshaber, die beide regelmäßig künstlerische Kontakte in der DDR pflegten. Zusammen mit den DDR-Künstlern Fritz Cremer und Herbert Sandberg, der selbst im KZ Buchenwald inhaftiert war, gestaltete HAP Grieshaber 1980 die Mappe 56000 Buchenwald, die anlässlich des 35. Jahrestages der Befreiung von Hans Marquardt und Lothar Lang herausgegeben wurde und die sowohl bei Reclam in Leipzig als auch bei Röderberg Frankfurt a. M. und der Büchergilde Gutenberg erschien. Der Titel der Mappe bezieht sich auf die 56.000 Todesopfer, die im KZ Buchenwald starben.

27. April 2020 - 29. November 2020