Museum für Naturkunde
Die Lebensräume Ostthüringens, regionale Flora, Fauna und Geologie, die Minerale der Erde und wechselnde naturkundliche Sonderausstellungen: Herzlich Willkommen im Museum für Naturkunde.

Das Museum für Naturkunde Gera befindet sich im ältesten erhaltenen Bürgerhaus in Geras Altstadt, im „Schreiberschen Haus“, das 1780 den sogenannten Großen Stadtbrand überstand. Seit 1947 dient es als Museum. In der 1. Etage kann eine Wanderung durch die Naturräume Ostthüringens von den geologischen Grundlagen bis zur artenreichen Pflanzen- und Tierwelt der Wälder, Wiesen, Feldfluren und Gewässer unternommen werden. Auch geschützte Arten wie die Wildkatze, der Uhu oder die Frauenschuh-Orchidee werden gezeigt. In der 2. Etage sind der Barocksaal, das Gelehrtenkabinett und die Minerale Ostthüringens zu sehen. Im Keller und Höhler unter dem Gebäude werden hingegen Minerale aus aller Welt präsentiert. Die Themen der Sonderausstellungen wechseln regelmäßig.
Sehr geehrte Besucher und Besucherinnen,
das Museum für Naturkunde Gera ist vom 12. Dezember bis zum 24. Dezember 2023 für den individuellen Besucherverkehr geschlossen.
Wir freuen uns darauf, Sie ab dem 25. Dezember 2023 wieder zu begrüßen!
Museum für Naturkunde
Besucherzählung
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vom 1. Januar 2023 bis 31. August 2023
Neues aus dem Museum
Gewaltiger Waldelefanten-Backenzahn zusammengefügt und konserviert
Nachdem es im Jahr 2022 gelungen war, einige 1874 in der Lindenthaler Hyänenhöhle (Gera) gefundene Backenzähne des Wollhaarmammuts aus der Sammlung des Museums für Naturkunde Gera konservatorisch behandeln zu lassen, konnte neuerdings ein noch größerer Zahn für die Zukunft gesichert werden.
Mit 40 cm noch länger und mit 4,92 kg noch schwerer handelt es sich um einen gewaltigen Backenzahn des Europäischen Waldelefanten. Der niederländische Mammutexperte Dick Mol war so hilfsbereit, das Fossil noch näher zu identifizieren. Er erkannte, dass es sich um den dritten Backenzahn des rechten Unterkiefers handelt – dritter deshalb, weil das der dritte und letzte Backenzahn einer Abfolge ist, den ein Elefant im Laufe seines Lebens bekommt. Der Zahn stammt also von einem älteren Tier.
Europäische Waldelefanten existierten etwa von vor 900.000 bis vor 33.000 Jahren. Sie besiedelten parkähnliche Landschaften und Laubwälder südlich der Alpen. Während einiger Warmphasen im Eiszeitalter drangen die Tiere jedoch bis weit nördlich der Alpen vor. Europäische Waldelefanten waren deutlich größer als das Wollhaarmammut und auch größer als der heutige Afrikanische Steppenelefant. Er gehört damit zu den größten Rüsseltieren, die je auf der Erde gelebt haben. Männchen konnten eine Schulterhöhe von bis zu 4,2 m und eine Masse von 6 bis maximal 11 t erreichen.
Gefunden wurde der Zahn um das Jahr 1900 in der Kiesgrube von Albert Ködel im heutigen Weißenfelser Ortsteil Uichteritz. Er war dort beim Abgraben des Kieses aus einer mit feinem Sand und graugrünem Ton ausgefüllten Schicht herausgefallen. Prof. Karl Löscher aus Gera konnte ihn für 4 Mark erwerben – ein Preis, den er damals für günstig hielt. Karl Gustav Löscher wurde am 25. Januar 1861 in Weißenfels geboren. Er studierte seit 1879 in Jena und Halle Mathematik und Naturwissenschaften. Zu Ostern 1891 wurde er im Alter von 30 Jahren an das Fürstliche Gymnasium in Gera berufen. Als Nachfolger von Hofrat Prof. Dr. Karl-Theodor Liebe wurde er dort auch mit der Verwaltung der Geologischen Landessammlung betraut und auf Schloss Osterstein am 8. September 1908 von Fürst Heinrich XIV. Reuß j. L. zum Professor ernannt. Aus diesem Grund erwarb Löscher den Zahn nicht für private Zwecke, sondern für jene Geologische Landessammlung am Fürstlichen Gymnasium Rutheneum in Gera, die ursprünglich 1858 durch Fürst Heinrich XIV. Reuß j. L. in Gera gegründet wurde. Ziel war es, alle geologischen Besonderheiten des Fürstentums Reuß jüngere Linie zusammenzutragen und vor allem für wissenschaftliche Forschung zur Verfügung zu stellen. Dass Löscher einen Zahn mit einem Fundort außerhalb der Landesgrenzen erwarb, lag sicher an seinem ausgeprägten persönlichen Interesse für das Eiszeitalter und die entsprechenden Tiere dieser Zeit.
Im Jahr 1912 wurde der Zahn dann auch in einer Veröffentlichung des Paläontologen Wolfgang Soergel beschrieben und sogar abgebildet. Bereits auf dem Foto aus dem Jahr 1912 sind Schäden und die entsprechenden Reparaturen am Zahn zu erkennen. In den nachfolgenden mehr als 100 Jahren hatte sich der Zustand weiter verschlechtert. Der zwischenzeitlich aufgebrachte Knochenleim blätterte ab und Bruchstellen am Zahn, die mit einer weißen, nicht weiter bestimmten Spachtelmasse verfüllt wurden, waren wiederum gebrochen, so dass der Zahn schon in Einzelteile zerbrochen war.
Durch den Verein „Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde“ konnte auch für diesen Zahn eine professionelle und nachhaltige präparationstechnische Spezialbehandlung in der „PalaeoWerkstatt Henssen“ in Goch ermöglicht werden. Sämtliche Fremdmaterialien wurden von der Präparatorin Susanne Klein behutsam und vollständig entfernt. Dazu wurde der Backenzahn vorsichtig gewaschen und gebürstet. Anschließend erfolgte die 12-stündige Trocknung im Wärmeschrank. Dann lag der Zahn in 6 Einzelteilen vor, die mit einem sachgerechten Kleber zusammenzusetzten waren. Danach wurde der Zahn mit Silikonkautschuk ummantelt. Anschließend wurde der Zahn mittels einer Öffnung in der Silikonummantelung mit eingefärbtem, flüssigem Epoxidharz getränkt. Als Folge füllten sich damit alle Risse, Spalten und Hohlräume mit dem Harz, was nach dessen Aushärtung einen sehr festen Zusammenhalt des Zahns für einen sehr langen Zeitraum garantiert. Nach dem Entfernen der Silikonschicht musste dann die Oberfläche der äußerlich sichtbaren Epoxidharzfüllungen mit Fräsern bearbeitet werden.
Jetzt ist der Zahn stabil und sieht wahrscheinlich besser aus als jemals zuvor nach seinem Fund vor mehr als 120 Jahren.

Die Geschichte des Schreiberschen Hauses








Das Schreibersche Haus wurde 1686 – 1688 gebaut, nachdem das Vorgängergebäude, ein Burggut und Freihaus aus dem 16. Jahrhundert, bei einem früheren Stadtbrand stark beschädigt wurde. Das Bauwerk ist seit 1847 städtisch und beherbergt seit 1947 das Museum für Naturkunde. Die Besucher betreten das Gebäude durch das 1688 entstandene Portal aus Kraftsdorfer Sandstein. Die Figuren stellen links den Gott des Handels Merkur als Krieger mit Helm und Flügelschuhen dar und auf der linken Seite sitzt die Göttin des Fleißes Strenia mit einem Bienenkorb. Sie wurden 1760/70 neu gefertigt und 1925 vom Geraer Bildhauer Otto Oettel in Teilen ergänzt. 2019 gelang die denkmalgerechte Instandsetzung des gesamten Eingangsportals.
Schon vor der Errichtung des heutigen Schreiberschen Hauses stand an gleicher Stelle auf dem Nicolaiberg ein bedeutender Bau. Etwa um 1540 wurde dort ein Burggut und Freihaus errichtet, das anfangs als Wohnhaus verschiedener Landadeliger diente, die mit der Belehnung durch das Haus Reuß j. L. auch Verpflichtungen zum Schutz der Stadt übernahmen. Beispielsweise wurde 1606 Abraham von Einsiedel von Heinrich Posthumus Reuß j. L. belehnt. Im weiteren Verlauf ging die Anlage in bürgerlichen Besitz über, bis sie dem Stadtbrand von 1686, bei welchem zwei Drittel Geras vernichtet wurden, in Flammen aufging.
Auf den Grundmauerresten dieser Brandruine wurde 1686 – 1688 das heutige Schreibersche Haus errichtet. Das Barocke Gebäude erinnert in Größe und Kubatur an Schloss Hirschberg und Schloss Brandenstein bei Ranis. Die Bauzeit wurde wissenschaftlich durch dendrochronologische Untersuchungen am Dachstuhl des Gebäudes belegt. Als Fälldatum für die im Dachstuhl verwendeten Balken wurden das Winterhalbjahr 1685/1686 und das Sommerhalbjahr 1686 nachgewiesen. Das verwendete Holz war noch kernfrisch. Für die Gesamtkonstruktion wurden ca. 80 m³ Fichtenholz in der näheren Umgebung geschlagen – ca. 1/3 Hektar Wald. Aus dieser Zeit stammt auch der prächtige Barocksaal im 2. Obergeschoss des Hauses. Seine hochbarocke Stuckdecke schuf Gabriel Zillinger, wahrscheinlich unter Mitarbeit italienischer Stuckateure.
1689 erwarb der Kauf- und Handelsherr Gottfried Perner aus Merseburg den Komplex. 1716 gehörte es dem Kaufmann Johann Georg Schreiber. Am 18. September 1780 überstand das Schreibersche Haus als einziges erwähnenswertes Gebäude innerhalb der damaligen Stadtmauern den Großen Stadtbrand in Gera. Nach einem trockenen Sommer brach am 18. September 1780 in der Greizer Straße 58 südlich vor der Stadtmauer ein Feuer aus. Wie erst Jahre später klar wurde, war es Brandstiftung bedingt durch nachbarschaftlichen Zwist. Durch einen Südostwind griff das Feuer via Funkenflug schnell in Gera um sich, Haus für Haus ging in Flammen auf. Noch am Abend desselben Tages brannte die gesamte Innenstadt (innerhalb der Stadtmauer) und auch ein großer Teil der Vorstädte war verloren. Innerhalb der Altstadt wurden sämtliche Häuser bis auf das Schreibersche Haus und unbedeutende Nebengebäude vernichtet. 10 Menschen verloren ihr Leben dabei, 785 Gebäude wurden zerstört und ein Großteil des Viehs ging verloren.
Erst ab 1847 ging das Gebäude in den Besitz der Stadt Gera über. Kurzzeitig diente es als Stadtgericht, dann als Sitz der Lithografischen Anstalt Rudolf, anschließend befand sich darin eine Mädchenschule, dann ein Teil der 1. Bürgerschule (Mittelschule) und die Pestalozzischule. In diesem Zusammenhang wurden 1904 das steinerne Treppenhaus und 1929/30 ein Anbau an der Nordseite errichtet. Aber auch der Barocksaal wurde durch Zwischenmauern in zwei Klassenzimmer und einen Flur unterteilt. Nach dem 2. Weltkrieg kam dem Schreiberschen Haus eine neue Funktion zu. Sämtliche musealen Sammlungen Geras waren bis dahin im Städtischen Museum im ehem. Zucht- und Waisenhaus untergebracht. Nach der erheblichen kriegsbedingten Beschädigung dieses Gebäudes im Jahr 1945 wurde noch zu rettendes Sammlungsmaterial mehr oder weniger durch privates Engagement aus der Ruine transportiert und zwischengelagert, bis es zeitnah vollständig im Schreiberschen Haus eingelagert wurde. Die Zeit des Schreiberschen Hauses als Museum begann!
1947 fand das Städtische Museum seine Heimstatt darin, das ab 1950 der Öffentlichkeit zugänglich war. Nach dem Wiederaufbau des alten Städtischen Museums im Zucht- und Waisenhaus und der schrittweisen Auslagerung stadt- und kulturgeschichtlichen Sammlungsguts dahin wurde das Schreibersche Haus als Naturwissenschaftliches Museum, als Naturkundliches Museum du schließlich als Museum für Naturkunde gestaltet. 1957 dominierten bereits naturkundliche Ausstellungen im Schreiberschen Haus und auch die Präparationswerkstatt wurde neu eingerichtet. 1984 wurde nach 9 Jahren Schließung das Museum für Naturkunde im Schreiberschen Haus mit der neuen Dauerausstellung „Ostthüringen als Landschaftsraum“ wiedereröffnet. Auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands fanden weitere größere Veränderungen statt, so z. B. 1994 die Eröffnung der Dauerausstellung „Minerale – Bausteine der Erdkruste“ und 1995 die Nutzung des hauseigenen Höhlers 188 für die Ausstellung „Minerale und Bergbau Ostthüringens“. Beide Ausstellungen wurden 2011 wiederrum verändert zu „Die Minerale Ostthüringens“ und „Das Einmaleins der Minerale“.

Eine "Grüne Oase" auf 0,7 Hektar in der Innenstadt Geras mit zwei Quellen, dem spätklassizistischem Turmhaus, Lebensräumen vom Halbtrockenrasen bis zur Feuchtwiese und eindrucksvollen Gehölzen.
Museum für Naturkunde
Anschrift | Nicolaiberg 3
07545 Gera | ||||||
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Leitung | Dr. Andreas Gerth | ||||||
Barrierefreier Zugang | Nein | ||||||
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museum.fuer.naturkunde@gera.de | |||||||
Tel. | 0365 52003 | ||||||
Servicezeiten | Montag geschlossen Dienstag 11:00 - 17:00 Uhr Mittwoch 11:00 - 17:00 Uhr Donnerstag 11:00 - 17:00 Uhr Freitag 11:00 - 17:00 Uhr Samstag 11:00 - 17:00 Uhr Sonntag 11:00 - 17:00 Uhr Feiertage 11:00 - 17:00 Uhr | ||||||
Ansprechpartner/innen | |||||||
Herr Dr. Andreas Gerth Kommissarischer Leiter / Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Botanik | Nicolaiberg 3
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Herr René Köhler Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Zoologie | Nicolaiberg 3
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Herr Rainer Michelsson Präparationstechnischer Assistent | Nicolaiberg 3
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Herr Frank Hrouda Museumspädagoge / Geologie | Nicolaiberg 3
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Herr Sebastian Winefeld Museumstechniker | Museumsplatz 1
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Frau Kerstin Benndorf Sachbearbeiterin Museum | Museumsplatz 1
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