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Ausstellungsarchiv

Wundersam wirklich. Magischer Realismus aus den Niederlanden

Bilder der Ausstellung "Magischer Realismus"

Parallel zur Kunst der Neuen Sachlichkeit in Deutschland entwickelte sich in den Niederlanden eine Kunstströmung, die als Magischer Realismus bezeichnet wird, ein Begriff, den der in Apolda geborene Kunstkritiker Franz Roh 1925 geprägt hatte. Diese Stilrichtung vereint Elemente des deutschen, oft stark gesellschaftskritischen Realismus mit den Traumwelten französisch-belgischer Surrealisten, ohne jeweils deren Extreme zu erreichen.

Eine politische Stellungnahme oder aggressive Sozialkritik wie bei deutschen Künstlern, vor allem Otto Dix oder George Grosz, findet sich hierin nicht, denn im Gegensatz zu Deutschland thematisierten niederländische Künstler weder traumatische Kriegserfahrungen noch daraus resultierende gesellschaftliche Verwerfungen, da die Niederlande im Ersten Weltkrieg Neutralität bewahren konnten.

Die Realität wird hier nicht um ihrer selbst willen abgebildet, aber genauso wenig wird eine unmögliche, surreale Welt im Bild konstruiert: „Der magische Realismus benutzt Bilder, die möglich, aber nicht wahrscheinlich sind; der Surrealismus hingegen unmögliche Bilder, die nicht existieren können“, so charakterisierte der niederländische Maler Pyke Koch diese Kunstströmung. 

Die Werke der magischen Realisten zeichnen sich durch Nüchternheit und betonte Schärfe des Blicks aus, sie sind gekennzeichnet durch einen festgefügten Bildaufbau, der durch gleichbleibende Wertigkeit der dargestellten Objekte einen atmosphärelosen, distanzierten Raum suggeriert. Trotz der teils präzisen Detailschärfe geht es letztlich nicht um eine fotorealistische Wiedergabe der sichtbaren Welt, sondern um die Darstellung einer „anderen Realität“, die durch rätselhafte, oft bedrohliche Bildelemente oder eine mystische Lichtführung „magisch“ erscheint.

Stillleben, Porträt und Landschaft stellen thematische Schwerpunkte dar. Die zumeist dünnschichtige Malweise orientiert sich häufig an der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ in den Niederlanden, bezieht sich aber ebenso auf Werke der deutschen Romantik oder auch einen Klassizismus, der bis in die Renaissance zurückreicht.

In der Geraer Ausstellung sind mit Raoul Hynckes, Dick Ket, Pyke Koch, Johan Mekkink, Wim Schuhmacher, Charley Toorop und Carel Willink die bedeutendsten und bekanntesten Vertreter des niederländischen "Magischen Realismus" mit ihren wichtigsten Werken präsent. Die Leihgaben stammen aus der herausragenden Sammlung niederländischer figurativer Kunst des 20. Jahrhunderts im Museum Arnhem in der niederländischen Partnerstadt Geras.