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Tourismus, Freizeit & Kultur
Ausstellungsarchiv

Perlen der Moderne - Highlights aus der Sammlung Niescher

Ausstellung: Perlen der Moderne, Feininger, Klee und Dix

Die Ausstellung Perlen der Moderne präsentiert Highlights aus der privaten Sammlung Niescher, die seit 2021 für zehn Jahre als Dauerleihgabe in der Kunstsammlung Gera beheimatet ist. Sie stammt aus dem Nachlass des Chemnitzer Unternehmers Fritz Emil Niescher (1889–1974), der zu seinen Lebzeiten eine umfangreiche Kunstsammlung aufbaute.

Es handelt sich hierbei um eine Kollektion von knapp 520 Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Plastiken von circa dreißig Künstlerinnen und Künstlern, darunter so klangvolle Namen der Klassischen Moderne wie Lyonel Feininger, George Grosz, Karl Hofer, Paul Klee oder Karl Schmidt-Rottluff. Den Schwerpunkt der Sammlung stellen aber die umfangreichen Konvolute von Ernst Barlach und Otto Dix dar.

Fritz Niescher pflegte insbesondere zu Otto Dix eine besonders enge Beziehung. Bereits in den 1920er Jahren hatte er Arbeiten von Dix in Ausstellungen gesehen und erwarb 1932 die erste Zeichnung von ihm. Im August 1933 besuchte Niescher den Künstler in seinem Dresdner Atelier. Aus dieser Begegnung erwuchs eine lebenslange freundschaftliche Beziehung und Begeisterung für das Werk des Künstlers. Auch in der schweren Zeit, als die Nationalsozialisten Dix seiner Professur an der Dresdner Kunstakademie enthoben, ihn als „Entarteten Künstler“ diffamierten und ihm Ausstellungsverbot auferlegten, stand Niescher dem Maler bei. Er erteilte Dix Porträtaufträge und erwarb von ihm Gemälde, Druckgraphiken und Zeichnungen, insbesondere Silberstiftzeichnungen. Damit sicherte er einen nicht unwesentlichen Teil des Lebensunterhaltes der Familie Dix. Fast bis zu seinem Lebensende erwarb Fritz Niescher zahlreiche Werke des Künstlers.

Fritz Niescher begeisterte sich schon in den 1920er Jahren für Handzeichnungen Ernst Barlachs, doch war es nicht einfach, dessen Blätter zu erwerben, da der Künstler Zeichnungen nur ungern verkaufte. 1929 gelang Niescher erstmals der Ankauf einer Zeichnung von Barlach. Während der 1930er und 1940er Jahre erwarb der Sammler, der Barlach 1935 persönlich kennengelernt hatte, zahlreiche Zeichnungen und Druckgraphiken des Künstlers. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs baute Niescher seine Barlach-Sammlung gezielt weiter aus.

Mit größeren Konvoluten sind Karl Hofer und Gerhardt Marcks in der Sammlung gleichfalls prominent vertreten. Daneben finden sich auch Künstler, die dem breiten Publikum weniger vertraut sind: Eine Entdeckung sind die kleinen plastischen Arbeiten von Ludwig Gieß, dem Schöpfer des Bundesadlers (1953) im Plenarsaal des Bonner Bundestags. Aus der Hand von Renée Sintenis stammen hervorragend beobachtete Tierplastiken, die zu ihrem künstlerischen Lebensthema geworden sind. Ebenso spannend sind die kubistischen Zeichnungen Manfred Sielers.

Die exquisite Kollektion, die Fritz Niescher über die Jahrzehnte zusammentrug, belegt, dass der Sammler stets am Puls der Zeit war und einen ausgesprochenen Blick für Qualität hatte. Auf dieser Grundlage stellte er eine Sammlung zusammen, die einen exemplarischen Einblick in die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglicht.