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Tourismus, Freizeit & Kultur
Ausstellungsarchiv

Musikinstrumente aus Gera

Sonderausstellung 02. Dezember 2022 - 29. Mai 2023

Detail des Tafelklaviers der Friederici-Werkstatt, um 1850, es zeigt einen Ausschnitt der Tastatur und eine Einlassung ins Gehäuse, auf der geschrieben steht: 'Louis Friederici jun. Gera'
Detail des Tafelklaviers der Friederici-Werkstatt, um 1850

"In jeder Hinsicht ein erstklassiges Fabrikat!"

Textilproduktion, Maschinenbau und Elektrotechnik haben Gera zur Großstadt gemacht. Weit weniger bekannt ist dagegen, dass auch der Bau von Musikinstrumenten im Ort eine lange Tradition hat und zu den wichtigen Industriezweigen zählte. Prägend im Instrumentenbau des 18. und frühen 19. Jahrhunderts war die Familie Friederici, deren Orgeln noch heute in einigen Kirchen Mitteldeutschlands zu finden sind. Überregional bekannt wurde die Familie aber vor allem durch ihre Klaviere, von denen in Manufakturarbeit jährlich etwa 15 Stück gefertigt wurden. Instrumente von Friederici besaßen unter anderem die Eltern von Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang von Goethe. Der Sprung in das Industriezeitalter gelang der Firma leider nicht. Abgelöst wurde sie durch große Industriebetriebe mit jeweils mehreren hundert Beschäftigten wie die Klavierfabrik Wilhelm Spaethe, deren Produkte noch heute teilweise in Gebrauch sind und sich weltweit finden lassen. Die Firma fertigte seit den 1850er Jahren Drehorgeln und Harmonikas und spezialisierte sich Ende des Jahrhunderts auf die Herstellung von Pianos und Harmoniums. Der Erste Weltkrieg beendete die große Zeit der Klavierfabriken in Gera. Die folgenden Jahrzehnte standen ganz im Zeichen der Handharmonika- und Akkordeonproduktion. Die hierbei wohl bekannteste Geraer Firma, die Harmonikafabrik Hermann Buttstädt in Gera-Untermhaus, produzierte bis in die 1960er Jahre Akkordeons, zuletzt etwa 2.000 Stück pro Jahr. Neben dem Instrumentenbau entwickelte sich eine bemerkenswerte Zuliefererindustrie. Die Geraer Firma Gebrüder Dix beispielsweise galt als weltweit größter Erzeuger von Stimmplatten. Die unscheinbaren Bauteile erzeugen den für Harmonikas typischen Ton und bilden sozusagen das Herzstück in diesen Instrumenten. In Gera-Langenberg produzierte die 1909 gegründete »Erste Reußische Klaviaturenfabrik« rund 90 Jahre lang Tastaturen für Flügel, Pianos und Harmoniums. In der DDR deckte der Betrieb nahezu landesweit den Bedarf an Klaviaturen. Mit der Ausstellung zum Thema »Musikinstrumente aus Gera« begibt sich das Stadtmuseum erstmals auf Spurensuche nach den Hinterlassenschaften einer fast vergessenen Industrie.

Impressionen aus der Ausstellung

Impressionen aus der Ausstellung
Impressionen aus der Ausstellung
Impressionen aus der Ausstellung
Impressionen aus der Ausstellung