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Ortsteile der Stadt Gera

Ortsteil Roben

Daten und Fakten

Name des Ortsteils:Roben
mit den Ortsteilen:Roben, Rusitz, Steinbrücken
Ortsteil der Stadt Gera seit:01.04.1994
Fläche:1.182 ha
Einwohner: (Stand: 31.12.2022)694

Ortsteilbürgermeister und Ortsteilrat

Ortsteilbürgermeister:Schlestein, Carsten
Mitglieder des Ortsteilrates:Dr. Hagner, Udo
Hädrich, Sven
Häselbarth, Hans-Joachim
Heuschkel, Rocco
Menestrière, Pierre (ab 17.10.2021)
Sittig, Jan
Ziegler, Silvia (bis 30.09.2021)
Ortsteilbüro:Roben 54
07554 Gera
Tel. 0172 / 651 45
E-Mail: otbm-roben@t-online.de
Sprechzeiten:nach telefonischer Vereinbarung
Gehöft in Rusitz
Neubausiedlung in Rusitz
Vereinshaus des Feuerwehrvereins Steinbrücken
Kindereinrichtung in Steinbrücken
Teich in Steinbrücken

Lage und Verkehrsanbindung

Lage:Der Ortsteil Roben, bestehend aus den drei ehemaligen Dörfern Roben, Rusitz und Steinbrücken liegt auf einer Hochebene im Nordwesten des Stadtgebietes. Roben wird begrenzt durch den Ortsteil Aga, die westlich gelegenen „Elsterhänge“ und die Stadt Bad Köstritz im Landkreis Greiz. Die leicht bewegte Hochebene ist überwiegend durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Im nördlichen Teil befinden sich größere, zusammenhängende Waldflächen.
Nutzung:Die vorhandenen, gewachsenen Ortslagen sind stark dörflich geprägt und spiegeln in gestalterischer Sicht die historische Nutzungsverknüpfung von Landwirtschaft und Wohnen wieder. Die Ackerflächen werden von einigen Landwirten im Nebenerwerb und Landwirtschaftlichen Betrieben bewirtschaftet. Kleingewerbliche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind angesiedelt.
Landschafts- und Ortsgestalt:Im Osten von Roben befindet sich eine morphologisch bewegte Fläche, im Westen eine bewaldete Hangkante. Das Landschaftsbild wird bestimmt von Acker- und Wiesenflächen. Die Einbindung der gewachsenen Ortslagen in den Landschaftsraum ist aufgrund der starken Durchgrünung mit landschaftstypischen Gehölzen gegeben. Die Straßenstruktur weist dörflichen Charakter auf. In den Ortsteilen befinden sich viele landwirtschaftlichen Hofanlagen, wie beispielsweise Vierseitenhöfe. Das Wohngebiet „Zu den Hopfenwiesen“ in Rusitz und viele neu gebaute Einfamilienhäuser in Steinbrücken prägen neue Anteile beider Ortsbilder.
Verkehrsanbindung:Zu erreichen ist Roben über die B2 bzw. B7, die innere Erschließung erfolgt über Gemeindestraßen. Mit dem ÖPNV ist Roben ab der Umsteigestelle "Duale Hochschule" über die Buslinie 228 der Regionalverkehr Gera/Land GmbH zu erreichen.

Geschichte

Historie Roben

Autor: Dr. Hagner, Udo

Roben

Roben wurde selbst indirekt 1146 über die Ersterwähnung eines Edlen Sigibert von Robin, der zweifellos auf der noch als Wallanlage neben der Kirche rudimentär erhaltenen Burg ansässig war, erwähnt.

Roben besaß ursprünglich ein Gut. Inwieweit es mit der Familie der Edlen von Roben (1146 – 1196 bzw. 1371) in Verbindung gebracht werden kann, bleibt ungeklärt.

Im 16. Jahrhundert gehört das Dorf teilweise unter die Herrschaft der Familien von Eichicht auf Langenberg und von Schauroth auf Steinbrücken, bis es Letztere 1609 vollständig erwarb. Da das eigene Vorwerk zu Roben im Jahre 1690 aufgelöst wurde, unterlag der Ort in der Folge den lehnrechtlichen Beziehungen zum Gut Steinbrücken.

Seit etwa 1700 ist auch hier der verstärkte Bau von nur mit geringem Landbesitz versehenen Höfen und Häusern festzustellen. Seit der Reformation war Roben zugleich Pfarr- und Schulort für Rusitz und Steinbrücken.

Bemerkenswerterweise hat Roben eine Vielzahl von mittelbaren und gar unmittelbaren Bezügen zu bedeutenden Persönlichkeiten der Kunst- und Wissenschaftsgeschichte. Der Vater des bedeutenden Komponisten Michael Praetorius (geb. 1571, gest. 1621) wirkte 1564 – 1569 in Roben als Pfarrer. Zur gleichen Zeit lebte in Köstritz die Familie des berühmten Komponisten Heinrich Schütz (geb. 1585, gest. 1672), die auch ein Waldgrundstück zu Roben besaß. Der Barockkomponist Johann Friedrich Fasch (geb. 1688, gest. 1758) ehelichte 1717 in Roben eine Tochter des damaligen Pfarrers Laurentius, der über eine weitere Tochter zugleich Vorfahr der berühmten Tierforscher Brehm wurde.

Zum Ende des 18. Jahrhunderts dürften die drei Dörfer der Ortschaft eines der Wanderziele des zuletzt in Köstritz lebenden Komponisten Georg Anton Benda (geb. 1722, gest. 1795) gewesen sein. Der Pfarrersohn Heinrich Gottfried Thamerus (geb. 1757, gest. 1830) war als Mediziner, Physiker und Mineraloge seinerzeit überregional bekannt.
In Roben vermählte sich 1853 der Köstritzer Pfarrer Julius Sturm (geb. 1816, gest. 1896), der inzwischen als Dichter „wiederentdeckt“ wurde. Und schließlich hat Prof. Richard Hauschild (geb. 1901, gest. 1972) seine Jugend in Roben verbracht, der als Indologe und Sanskrit-Forscher Bedeutung erlangte.
 

Steinbrücken

Steinbrücken, ersterwähnt 1364, war erkennbar seit dem 16. Jahrhundert bis 1945 durch das Gut geprägt. Es gehörte den Familien von Schauroth (1534 bis 1682), den Grafen Reuß-Schleiz bzw. Köstritz (1682 – 1719, 1801 – 1812), Solms-Tecklenburg (1719 – 1743), Reuß-Obergreiz (1743 – 1801), dem Familienverband von Metsch/von Brandenstein/von Tschammer und Osten (1812 – 1932) und zuletzt der Geraer Industriellenfamilie Remy (1932 – 1945).

Neben den wenigen weiterhin existenten Bauernhöfen entstanden wohl seit dem 18. Jahrhundert diverse Kleinhäuser der Gutsbediensteten und Handwerker.

Rusitz

Rusitz fand trotz seines slawischen Ortsnamens sehr spät seine Ersterwähnung (1533), Möglicherweise wurde der Ort erst im 15. Jh. anstelle eines früh wüstgefallenen Ortes neu angelegt und war bis zur Wende von der Anzahl der Häuser und Einwohner her das deutlich kleinste Dorf der Ortschaft und derart von den beiden Dörfern deutlich erkennbar durch seine zumeist großen Bauernhöfe unterschieden.

Nach der Wende 1989/90 wurde in Rusitz ein Neubaugebiet „In den Hopfenwiesen“ errichtet, welches die Einwohnerzahl des Dorfes verdoppelte.

Die Erwartungen und Hoffnungen in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung des Territoriums haben sich nicht erfüllt, auch insoweit diese an die Eingemeindung geknüpft waren und von dieser wirtschaftliche Impulse erhofften. Das eine Zeitlang zur Diskussion stehende Projekt eines Ziegelwerkes bei Rusitz ist bereits frühzeitig wieder eingestellt worden, vielleicht auch wegen der zum Teil abenteuerlich anmutenden infrastrukturellen Aspekte, wie einer geplanten Seilbahn zum Transport der Grundstoffe (Ton) von Lessen nach Rusitz. Auch der Gewerbepark in Rusitz, der wegen seiner umstrittenen Privatisierung verschiedentlich bereits medienwirksam Schlagzeilen erzeugt hat, im Gelände der ehemaligen Industriellen Rindermast hat zweifellos nicht alle Hoffnungen und Erwartungen erfüllt. Noch heute ist er nicht annähernd ausgelastet, auch ist eine Reihe ansässig gewesener Unternehmen bereits wieder in Gesamtvollstreckung oder Insolvenz gefallen und erloschen.

Ein Projekt, in ihm auch einen größeren Spiel- und Freizeitpark zu errichten, gelangte über erste Planungen nicht hinaus und scheiterte wohl bereits an den Finanzierungskonzepten.

Das einzige wirtschaftliche Konzept, das sich für Rusitz zu erfüllen schien, ist jenes, das gegen den erklärten Willen der Stadtverwaltung, des Stadtrates und inzwischen wohl auch nahezu der meisten  Einwohner der Ortschaft vorangetrieben wurde und westlich des Ortes einen Windpark vorsah. Der Bau eines Windrades wurde trotz dieses Widerstandes durchgesetzt. Im Rahmen der energiepolitischen Wende erscheint ein Wiederaufleben dieses Projektes nicht ausgeschlossen.

Eigenheimstandorte sind momentan nur in Steinbrücken ausgewiesen. Eine private Initiative bezüglich eines kleinen Wohngebietes in Roben in Erweiterung der Siedlung an der Straße nach Rusitz scheiterte wegen der mangelnden Ausweisung im Bebauungsplan. Ein ursprünglich geplanter zweiter Bauabschnitt im Neubaugebiet Rusitz steht derzeit nicht mehr zur Disposition. So beschränkt sich die Bautätigkeit in allen drei Dörfern auf Einzelobjekte zur Lückenbebauung und die Sanierung des vorhandenen Baubestandes.

Bezüglich des Denkmalschutzes ergaben sich für die Dörfer unterschiedliche Entwicklungen. Leider gelang es nicht, das Gut in Steinbrücken mitsamt Herrenhaus zu retten. Obwohl es für einen symbolischen Preis zu erwerben gewesen wäre, waren diesbezüglich ernsthaft interessierte Investoren nicht zu finden. Daher wurde dieser gesamte Komplex abgerissen, womit zugleich ein Ensemble, welches über Jahrhunderte das Dorfbild von Steinbrücken entscheidend geprägt hat, verschwand. Lediglich der Baumbestand des ehemaligen Parkes erinnert heute noch an diese traditionsreiche Stätte.

Für die daraus entstandene große Gewerbebrache mitten im Ort gibt es lediglich Vorstellungen zur Gestaltung als Eigenheimstandort. Dieses wurde zwischenzeitlich mit einer Reihe von Eigen-heimen teilverwirklicht.

Ein eigens gegründeter Förderverein zur Erhaltung der örtlichen historischen Bauten und Denkmäler hat sich intensiv für die Sanierung der Kirche in Roben, als der gemeinsamen Kirche für alle drei Dörfer, eingesetzt. Hier gelang es ihm, im Zusammenwirken mit der Kirchgemeinde Roben, der früheren Evangelisch-Lutherischen Pfarrei Großaga-Roben, Kreiskirchenamt Gera sowie der Stadtverwaltung Gera, die dringendst notwendigen Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen zu initiieren und letztlich einzuleiten. Andernfalls wäre die Kirche in wenigen Jahren wohl nicht mehr baulich zu retten gewesen. Zunächst wurde mit der Turmsanierung und der Bauwerkstrockenlegung begonnen. Die Zukunft des Projektes hängt insbesondere aber von der weiteren Gewährung von Fördermitteln der Denkmalpflege ab, da ohne diese wegen der nur geringen Einwohnerzahl und mangels potentieller Sponsoren eine weitere Fortsetzung der Sanierung unmöglich erscheint. Als Problem trat dabei zutage, dass ortsansässige Handwerksbetriebe zwar zu den Initiatoren gehörten, dann aber bei der Leistungsvergabe keine Berücksichtigung fanden. Vielmehr wurde bezüglich des Dachdeckens ein Dumping-Angebot eines ortsfremden Unternehmens angenommen, dessen anschließende Insolvenz brachte das Bauvorhaben erneut zeitweilig zum Stocken.
Trotz aller Widrigkeiten, Widerstände und scheinbar jahrelanger Nichtaktivität gelang es dem Förderverein, für dieses Bauvorhaben eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen, welches weit über die Kirchgemeinde Roben selbst hinausreicht. Auch die eigens dafür einge-führten „Knopffeste“ (Abnahme bzw. Wiederaufsetzen des Turmknopfes), welche unter Leitung der Kirchgemeinde veranstaltet wurden, fanden breite Mitarbeit und positive Resonanz.

Dem Förderverein wurde es dank einer großzügigen Spende einer ehemaligen Robener Familie möglich, den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges ein namentliches Mahnmal neben den bisherigen Gedenksteinen der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges zu setzen. Ein analoges Vorhaben besteht derzeit für Steinbrücken.

Das kulturelle Leben in den drei Dörfern wird insbesondere durch die ortsansässigen Zusammenschlüsse und Vereine bzw. deren Aktivitäten und Feste geprägt. Hier sind für Steinbrücken vor allem die Freiwillige Feuerwehr und der Feuerwehrverein zu nennen, die das alljährliche Maibaumsetzen und das Parkfest organisieren. Die Volkssolidarität betreibt in Steinbrücken nicht nur die Kindereinrichtung „Schlumpfhausen“ mit Kinderkrippe, Kindergarten und Schulhort, sondern bietet in diesen Räumlichkeiten auch die Möglichkeit sportlicher Betätigung.

In Roben selbst bestehen der bereits genannte Förderverein zur Erhaltung örtlicher historischer Denkmäler und Bauten, dessen Engagement insbesondere zur Kirchensanierung bereits vor-stehend gewürdigt wurde, ein Verein „VW-Team Roben“, die Freiwillige Feuerwehr und ein Dorf- und Feuerwehrverein. Diese Letzteren veranstalten wiederum das alljährliche Maibaumsetzen und ein Straßenfest am 3. Oktober. Eine private Initiative im Unterdorf veranstaltet dort ein eigenes kleines „Lindenfest“. Im - derzeit in Renovierung befindlichen - Gasthof besteht die Möglichkeit des Kegelns, eine Zeit lang fanden dort auch weithin bekannte Tanz- und Discoveranstaltungen statt. Im Jahr 1996 konnte Roben das Fest der 850-jährigen und 2021 das der 875-jährigen Ersterwähnung begehen, welche beide viel Anklang in der Ortschaft und weit darüber hinaus fanden. Zu dieser Gelegenheit erschienen erstmals seit 1902 wieder drei Ortschroniken: eine chronologische Auflistung durch das Stadtarchiv Gera (1996) und eine umfassendere sachbezogene Darstellung in Buchform durch den Einwohner Udo Hagner (850 Jahre Roben – Chronik der Gemeinde, Gera 1996.). Eine zweiter Band dieses Autors, nunmehr als Hauptautor und Herausgeber, erschien 2021 (Streiflichter aus der Geschichte von Roben, Rusitz und Steinbrücken, Langenweißbach 2021) und beinhaltet neben der Kirchen- und Schulgeschichte, der Kunstgeschichte des Altars und eines Abrisses der medizinischen Betreuung im 20. Jh. insbesondere auch die bislang weitgehend unbearbeitet gebliebene Geschichte von Rusitz und Steinbrücken. Beide Bücher fanden auch überregional Aufmerksamkeit.

In Rusitz hat sich seit 1996 ein alljährliches Dorffest etabliert, das ursprünglich unter dem Motto stand „Alt-Rusitz trifft Neu-Rusitz“ und welches dem Kennenlernen der Einwohner beider Wohngebiete diente und dient.
 

An weiteren Personenzusammenschlüssen bestanden und bestehen hier solche, die sich als Bürgerinitiativen bezüglich der spezifischen Probleme des Neubaugebietes Rusitz (so bezüglich des Straßenanschlusses und der Straßenausbaugebühren bzw. gegen die drohende Errichtung einer Windkraftanlage) gebildet haben und als solche verstehen.

Schule / Kita / Freizeiteinrichtungen:

Kindereinrichtung:Kindereinrichtung „Schlumpfenhausen“ Steinbrücken 46
Träger: Volkssolidarität Kreisverband Gera e.V.
Sportplätze/Spielplätze/ Freizeitanlagen:Freizeitanlage in Roben
Spielplätze in Roben, Rusitz und Steinbrücken
Reitanlage in Rusitz
Sehenswertes:Gefallenendenkmal für die beiden Weltkriege in Roben
Parkanlage in Steinbrücken
Vereine:Dorfverein Gera – Rusitz e.V.
Reitverein Rusitz
Feuerwehrverein Steinbrücken e.V.
Dorf- und Feuerwehrverein Roben e.V.
Kirche / Friedhof:in Roben